Feiningerkirche in 99428 Gelmeroda
Meine Besuche am 15. April und am 14. Mai 2021
Da duckt sie sich unter das hohe Turmdach, das nadelspitz zuläuft und so hoch ist wie der ganze restliche Turm, die weltberühmte Kirche im Thüringischen, nah bei Weimar, direkt an der Autobahn. Weltberühmt? Oft bin ich vorbeigefahren, aber ich kannte sie nicht. Der Bauhaus-Künstler Lionel Feininger, der zwischen 1906 und 1937 „Meister“ am Bauhaus in Weimar war (solange es dort geduldet war, dann in Dessau und Berlin), liebte diese kleine Kirche und hat sie mehr als zwanzig Jahre immer wieder gemalt, auch dann noch, als er, geflohen vor den Nazis, längst wieder im sicheren Amerika wirkte. Eine späte seiner Skizzen ist in der kleinen Ausstellung in dieser Kirche zu sehen und stammt aus dem Jahr 1954, kaum zwei Jahre vor seinem Tod.
Das uralte Kirchlein mit Fundamenten aus dem 12. Jahrhundert und dem gewaltigen Turmhelm wäre wohl längst verfallen, hätten nicht engagierte Menschen sich ihrer angenommen. In den 90er Jahren grundlegend renoviert, strahlt der Innenraum jetzt schmucklos weiß, still, streng, und doch einladend. Die spärlichen Rest-Fresken und der Altarraum aus früheren Zeiten blieben unangetastet, aber sie verschwinden in dieser klugen, modernen Inszenierung.
Abends könnte die Kirche im Stile eines Feininger-Gemäldes farbig angestrahlt werden, aber für die Wartung der Beleuchtungsanlage fehlt das Geld. An einer Lösung wird gearbeitet, berichtete mir Pfarrer Joachim Neubert, als ich die Kirche ein zweites Mal Mitte Mai besuchte und ihn dort zufällig antraf. Ob Licht oder nicht: Ich plädiere für einen Halt tagsüber an diesem künstlerisch inspirierenden Ort.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lyonel_Feininger
An der Kirche führt auch ein „Feininger-Radweg“ vorbei.