Die Unglückliche neben der Wies´n (#40)

Dominante in einem engen Straßengewirr: St. Paul in München, unmittelbar neben der Theresienwiese

St. Paul, St.-Pauls-Platz, München

Mein Besuch am 2. Dezember 2022

Es ist ein enges Straßennetz, das eine der größten Kirchen Münchens umgibt. In voller Pracht sieht man sie nur aus der Luft – oder, schon aus der Ferne, wenn man sich ihr über die lange, von orientalischen Lebensmittelmärkten, Barbershops und Döner-Restaurants gesäumte Landwehrstraße nähert. Sonst muss man direkt davor stehen, denn erst am St.-Pauls-Platz öffnet sich der Blick auf das ganze Ausmaß der neugotischen Kirche; man kann sie komplett umrunden und dabei auch die schönen Bürgerhäuser bewundern, die den Platz umgeben. Eine urbane Lage, trotzdem geprägt von einer großen Wiese: Nur wenige Schritte entfernt liegt der Haupteingang der Theresienwiese, das Oktoberfest.

Das Innere der Kirche begrüßt den Besucher hoch, kühl, weitgehend schmucklos in neugotischer Strenge. Um die Jahrhundertwende wurde der Prachtbau errichtet, um der anwachsenden Bevölkerung und damit der steigenden Zahl von Kirchgängern gerecht zu werden (was für Zeiten …); die Stadt München stellte das Baugrundstück kostenlos zur Verfügung (nochmal: was für Zeiten!). 1903 wurde die fertige Kirche geweiht, schon gut vierzig Jahre später im 2. Weltkrieg durch Bomben schwer beschädigt (und vieles von ihrer Innenausstattung zerstört).

Im Inneren dominiert neugotische Strenge. Große Teile der ursprünglichen Innenausstattung wurden im 2. Weltkrieg zerstört.

Dann, am 17. Dezember 1960 streifte ein amerikanisches Militärflugzeug, dessen eines von zwei Triebwerken ausgefallen war, im Versuch eines taumelnden Rettungsmanövers über der nahen Theresienwiese die Kirchturmspitze der gerade wieder halbwegs hergestellten Paulskirche. Das Flugzeug verlor in Folge dessen eine Tragfläche und stürzte in das dichtbesiedelte Viertel ab. Das Flugbenzin der nahezu vollbetankten Maschine explodierte. Im Inferno begrub das Flugzeug eine Straßenbahn unter sich, 52 Tote waren durch das Unglück zu beklagen. Eine Gedenktafel vor der Kirche erinnert an das Unglück.

Im Inneren dominiert das Engagement der Pfarrei für Kunst. Eine ungewöhnliche, großflächige Videoinstallation des Künstlers Stefan Hunstein zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die Kirche durch Kunst zu öffnen, neues Publikum zu interessieren, ist ein respektabler Ansatz.

Die Pfarrei engagiert sich für Kunst. Die Videoinstallation von Stefan Hunstein zeigt Frauen-Portraits. Der Künstler dazu (laut ausliegender Erläuterung): „Was wäre, wenn Gott eine Frau wäre?“ Ja, was wäre dann? Und warum ist die Skulptur neben der Installation verhüllt?

St.Paul ist ein beliebter Aussichtspunkt über das Oktoberfest – das steht auch im Mittelpunkt des Eintrages der Stadt München auf der eigenen Website zu dieser Kirche. Aber auch andere Informationen und weitere Bilder finden sich hier: https://www.muenchen.de/sehenswuerdigkeiten/kirchen-und-kloester/st-paul

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