St. Salvator, Salvatorgäßchen 2, 86720 Nördlingen
Mein Besuch am 28. Juli 2021
Meine eigene Kindheitskirche! Hier wurde ich getauft, habe ich gebeichtet und Kommunion gefeiert, diese Kirche hat mein eigenes Kirchenbild geprägt durch Hunderte von Sonntagsbesuchen, gemeinsam mit meinen Eltern.
Wenn ich mich heute St. Salvator nähere, erlebe ich außen vieles verändert; es gibt einen einladenden Vorplatz mit Baum und Rundbank, wo in meiner Kindheit nur Autos standen; eine neue Rampe erlaubt auch Kinderwägen und Rollstühlen das Betreten der Kirche. Aber im Inneren finde ich auf den ersten Blick die Kirche fast unverändert vor, als sei die Zeit stehen geblieben. Das hohe gotische Kirchenschiff strebt noch immer wie seit Jahrhunderten zum Himmel, innen wirkt die Kirche viel weiträumiger als von außen, wo sie sich eher unauffällig in das mittelalterliche Stadtbild der Fachwerk-Kleinstadt einfügt. Nicht einmal einen Turm hat sie, nur einen Dachreiter, was mich als Kind geradezu gekränkt hat.
Die Zeit ist aber nicht stehen geblieben. Vor zehn Jahren wurde die Kirche komplett saniert, dabei drei Fenster im Chor erneuert und mit modernem Farbspiel versehen, welche die Kirche in warmes Licht tauchen. Die Deckenbögen im Chorraum sind jetzt farbig bemalt, die Wände weißer als ich sie in Erinnerung hatte.
Aber sonst erinnert mich die Kirche vor allem an die Beharrlichkeit der Zeit: Die Schriften liegen noch im gleichen Schriftenstand wie vor fünfzig Jahren, es riecht noch wie in meiner Kindheit, und wahrscheinlich knarzen auch die Holzstufen zur Empore noch immer so wie damals, aber die Tür dorthin ist jetzt abgeschlossen – das ist neu. Und dass die Kirche ihre Gründung im 14. Jahrhundert einem sogenannten „Hostienwunder“ zu verdanken haben soll, hatte ich bestimmt im Heimatkundeunterricht gelernt, aber längst vergessen. Das Wunder bestand darin, dass in einem brennenden Haus alles Weltliche vernichtet wurde, aber die Hostie für einen dort Sterbenden alle Verwüstungen des Feuers unbeschädigt überstanden haben soll. Auch wenn man Probleme hat, solche Geschichten zu glauben, ist diese doch eine schöne Parabel für Beständigkeit im Wandel.
St. Salvator bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Salvator_(N%C3%B6rdlingen)