Vom Blick der Ergebenheit auf große Aufgaben

Nachdenken über Jeff Walls Fotokunstwerk „Restoration“ – und den neuen Bahnhof von Stuttgart

Eine junge Frau blickt in die Weite. Sie hat dunkle Haare, ein scharf geschnittenes Gesicht, trägt eine Brille aus dünnem, dunklen Metall. Sie steht auf einem Baugerüst, stützt sich auf das provisorische Geländer. Hinter ihr ist eine weitere Frau von hinten zu erkennen, die sich mit feinem Pinsel an der Wand zu schaffen macht. Auf den zweiten Blick versteht der Betrachtende: Das sind keine Handwerkerinnen. Kleine Papierzettelchen markieren weitere Stellen, die der sachkundigen Aufmerksamkeit der beiden Frauen bedürfen. Sie renovieren ein Gemälde, das viel größer ist als sie selbst. Es ist etwas wahrhaft Großes, an dem sie arbeiten.

Ein meditativer Blick der Ergebenheit in die Größe der Aufgabe: Bildausschnitt aus „Restoration“ von Jeff Wall

Diese Zeilen beschreiben einen Ausschnitt aus einem sehr großen Foto. Das hinterleuchtete Bild misst fast fünf Meter in der Breite und 120 Zentimeter in der Höhe, und ist im Besitz des New Yorker Museum oder Modern Art (MoMA). Komponiert hat es der kanadische Fotokünstler Jeff Wall im Jahr 1993. Noch bis 21. April ist es im Rahmen einer Ausstellung in der Fondation Beyeler in Basel zu sehen.

Zu sehen ist eine Baustelle

Die beiden Frauen auf dem Foto stehen im Vordergrund, aber eigentlich ist eine Baustelle zu sehen. Gerüste wurden gebaut, eine Plattform als Arbeitsbühne in die Mitte aus grobem Holz zusammengezimmert. Das „Bourbaki-Panorama“ in Luzern wurde renoviert, als es entstand. Von dem Riesengemälde in seinem Hintergrund sind heute etwa 1000 Quadratmeter erhalten. Sie zeigen die Entwaffnung eines Teils der französischen Armee zum Ende des deutsch-französischen Krieges 1870/71. Gemalt hat es der Künstler Edouard Castres im Jahr 1881; die Renovierung des Kunstwerkes hat sieben Jahre gedauert.

Die Größe einer Aufgabe: Jeff Wall, „Restoration“ in der Fondation Beyeler

Walls Foto heißt „Restoration“ und erzählt nichts über den Krieg, über die Verzweiflung der unterlegenen Soldaten, die Not der Menschen und die Hilfsbereitschaft, die ihnen begegnete. Das alles ist Thema des Panoramabildes. Das große Foto fängt nur einen einzigen Moment ein – den der Meditation, des demütigen Innehaltens der jungen Frau, ihres Nachdenkens über die Größe der Aufgabe, die ihr und ihrer Kollegin gestellt ist. Wann werden sie jemals damit fertig sein?

„Wann wird er endlich fertig sein?“

Vierzehn Jahre wurden von Baubeginn an benötigt, um den neuen Flughafen in Berlin fertigzustellen. Sechzehn Jahre lagen zwischen ersten Planungen und der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie. „Wann wird er denn nun endlich fertig?“ fragen die Menschen, wenn sie am alten Stuttgarter Kopfbahnhof ankommen und nun schon seit Jahren absurd lange und beschwerliche Umgehungswege hinter sich bringen müssen, um vom maroden Bahnsteig in der taubenverdreckten, zugigen Resthalle, in die Innenstadt oder auch nur zur Anschluss-S-Bahn zu gelangen. Wann wird er endlich fertig, der neue Bahnhof?

Eine Gelegenheit, sich davon ein Bild zu machen – es gewissermaßen der Restauratorin bei Jeff Wall gleichzutun und in die Weite zu blicken – , hat die unter der Riesenbaustelle leidende Bevölkerung alle Jahre an Ostern. Bei „Tagen der offenen Baustelle“ drängen sich die Massen der Neugierigen unter spinnennetzartigem Gerüstgewirr hindurch, stolpern über Metalltreppen und provisorisch ausgebreitete Schalungsbretter durch die Wunde im Herzen Stuttgarts, still staunend und emsig fotografierend. Mehr als 100.000 Besucher waren es dieses Jahr an den drei Tagen, an denen sie eingeladen waren, das auch nach jetzt dreißig Jahren Planung und zwölf Jahren Bauzeit noch immer unvollendete Werk zu besichtigen.

Die Fülle der Aufgaben gleicht einer Hydra

Es ist die Größe einer Aufgabe, die verstummen lässt. Einen solchen Bahnhof zu errichten – in diesem Fall: ihn hineinzugraben in den Untergrund des Zentrums einer Großstadt – gleicht einem geradezu babylonischen Plan. Die elegant geschwungenen Kelchstützen, die komplexen Lichtaugen, die ganze unfassbare Vielfalt und Vielzahl der Aufgaben, die hier geplant und abgearbeitet werden müssen, mit Abermillionen Details, Kabelanschlüssen, Dichtungen, Bewehrungen – sie alle gemeinsam gleichen einer Hydra: jedes gelöste Problem trägt die Gefahr in sich, dass sich zwei neue Herausforderungen auftun. Schließlich ist das, was zu sehen ist, erst der Rohbau, was wird noch alles folgen müssen: Gleise und Bodenbeläge, Lampen und Schilder, Papierkörbe und Signale, Treppen und Aufzüge, Kioske und Toiletten, Bänke und Automaten. Wann wird all das endlich fertig sein?

Die Größe einer Aufgabe macht demütig

Der Blick der jungen Frau vor ihrer Renovierungsarbeit ist kein Blick von Resignation, kein Protest, keine Gleichgültigkeit. Es ist ein Blick der Ergebenheit. Die Größe einer Aufgabe macht demütig. Hier ist keine Ungeduld zu sehen, auch keine Erschöpfung. Die Restaurierung wird brauchen, viele Stunden, Wochen, Monate, Jahre. Aber am Ende wird sie gelingen.

Die Größe einer Aufgabe: Noch keine Bahn rollt durch den neuen Bahnhof in Stuttgart, und bis die Kathedrale der Züge fertiggestellt sein wird, werden noch Abermillionen Details zu leisten sein.

Noch kein Zug rollt durch die kühle, hohe Halle des neuen Stuttgarter Bahnhofs. So ist ausreichend Platz, dass sich sogar die Massen der Neugierigen verlaufen. Sie blicken in die Weite dieses fast 450 Meter langen Raumes, hinauf in die Höhe, die man dem Untergrund abgerungen hat, sehen hinweg über herumstehende Baustellenfahrzeuge, Dixi-Klos und gestapelte Materialien. Es wird viel länger dauern, als vor vielen Jahren berechnet wurde. Es wird mühsamer sein und teurer sowieso. Die Größe der Aufgabe fordert ihren Tribut.

Der weite Blick in die künftige Kathedrale der Züge

600 Jahre haben Menschen am Kölner Dom gebaut. Es hat sich gelohnt, denn wer heute unter seinen gotischen Bögen steht, versteht Geschichte. Ungezählte Menschen haben an ihm gewirkt, ihn in die Höhe getrieben und bekämpfen bis heute seinen Verfall. Es ist wie in der künftigen Kathedrale der Züge von Stuttgart: Am Ende sind es nicht die Besserwisser und Kritiker, die ein großes Werk schaffen, nicht die Zweifler und ungeduldigen Nörgler. Es sind die Menschen mit einem Blick für das Weite. Die, die einen kühner Plan fassen und genauso die, die ungezählte Details verwirklichen, hier ein Kabel, dort eine Schraube. Irgendwann wird das Ganze größer sein als wir selbst, und etwas erzählen von uns, wenn wir es selbst nicht mehr erzählen können.

 

Die Fotokunstwerke von Jeff Wall sind eine Reise nach Basel wert. Die Ausstellung seiner großformatigen Werke in der Fondation Beyeler ist noch bis 21. April zu sehen.

Fotos und Animationen über den Stand der Baustelle für den neuen Stuttgarter Bahnhof gibt es massenhaft im Netz, z.B. hier.

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Winternachtstraum – Ein Kulturspaziergang

In schweren Zeiten unterwegs zu einer barocken Feier des Lebens

Tausendfach berühren weiße Tupfer den Asphalt, ein steter Strom nimmermüder Zwecklosigkeit, denn sogleich schmilzt das Weiß dahin, wenn es den Boden erreicht hat. Im Dämmerlicht bedarf es der Straßenlampen, denn erst deren Lichtkegel macht das endlos herabsinkende Raster des Schnees sichtbar. Was waren das für Zeiten, denkt der vorweihnachtliche Flaneur, als es noch galt, jeden Regentropfen herbeizusehnen in der sommerlichen Hitze und Trockenheit! Jetzt ist es nasskalt. Es ist Winter.

Alles schwebt, alles dreht, alles fliegt – Oper als „barockes Fest des Lebens“ verspricht der Abend „La Fest“ von und mit Eric Gautier in der Stuttgarter Oper. Und jedes Wort davon ist wahr. (hier: Diana Haller) Foto: Matthias Baus, bereitgestellt von Oper Stuttgart

Fahl glitzert und blinkt es im nassen Licht. Im dahinschmelzenden Schnee triefen die Buden des Weihnachtsmarktes vor sich hin. Glühweinfreunde ducken sich unter die zu schmalen Vordächer, von denen es auf die Kapuzenköpfe tropft. Die tausend Lichter der Adventszeit schimmern wieder sorglos ins das Schneegestöber. Noch vor einem Jahr wurde gebangt, wie lange der Strom für Notwendigeres reichen wird. Noch immer ist es eine Welt voller Besorgnis, in die hinein die Lämpchen und Lichterketten nun ihre Eitelkeit verschwenden. Menschen überfallen einander, massakrieren ihre Nachbarn aus religiösem Eifer oder nationalistischem Hass. Die Antwort ist legitime Notwehr, eine Tat der Not. Glück entsteht so nicht, auch der wehrhafte Überfallene muss Leid zufügen.

Soviel Solidarität ist noch

Fünf Euro für einen Glühwein! Die Inflation!, wägt der Budenbesitzer das Haupt, kein Personal, die Energiekosten! Unter einem Trauf sucht der Flaneur Schutz, damit das teure Gebräu nicht auch noch vom steten Strom der nassen Flocken verdünnt wird. Immerhin: So viel Solidarität ist noch, dass die anderen Glühweintrinker willig zusammenrücken, um Platz zu machen am klebrigen Stehtisch. Das gemeinsam erduldete Nass verdrängt den vorschnellen Hass, der als unstillbarer Strom herausquillt aus dem Handy, sobald man die populären Netzwerke des Bösen aufsucht. Auf dem Weihnachtsmarkt gibt es keine Häme und keinen Spott für das notleidende Gemeinwesen, das eingeklemmt ist zwischen den Regeln des Staates und den Krisen der Welt. Höchstens für das Selfie wird das wasserempfindliche Gerät gezückt, sonst ist die winterliche  Tändelei ein wohltuend digitalfreier Schonraum.

Ein Klang bricht sich seinen Weg

In ein paar Stunden wird der Weihnachtsmarkt schließen. Dann versiegt der Strom des teuren Glühweins, die letzte wärmende Bratwurst wird verspeist sein, die bunte Bude mit dem Zuckerzeug verbarrikadiert. Was bleibt, ist der Missmut: Das Milliardenloch im Haushalt, die Ratlosigkeit der ruhelos Regierenden, die Sprachlosigkeit des stocksteifen Kanzlers. Noch rieselt der nasse Schnee, noch dudelt die Musik aus dem quäkenden Lautsprecher über den Glühweinfreunden.

Was für Töne sind denn das?, grübelt der Flaneur, keine Weihnachtsklänge, sondern tastender Barock, breite Akkorde, kaum hörbar zwischen den Rufen der Kinder, dem Gequietsche des Karussells? Dann bricht sich der Klang seinen Weg, jubelnd, triumphierend. Eine Musik, die das Unbeschreibliche beschreibt, dem Aufglühen der Raketen Töne verleiht, ihrem Hinaufsteigen in den Himmel, ihrem kurzen Triumph, ihrem Verglühen in einer strahlenden Explosion der Farben, zweckfrei wie ein prächtiger Blumenstrauß, der verblühen wird. Ein Trost in Leben und Schönheit. Jetzt jubelt die Musik in ihrem Feuerwerk, das sie beschreibt.

Wie wäre es mit einem Fest?

Ein Feuerwerk als Musik! Ja, wie wäre es denn, statt der ganzen schweren Gedanken einfach ein Fest zu feiern? Um alles hinter sich zu lassen, was belastet, wenigstens für ein paar Stunden? Ein nächtlicher Traum wäre das, wirbelnd in einem Rausch aus Musik, Tanz, Gesang. Ein paar Stunden nur wie von Sinnen, albern, sinnlich, mit berstender Leidenschaft auf den Lippen, mit ungeahnter, noch niemals entdeckter Energie in den Gelenken, voller verrückter Ideen im Kopf? Wie wäre es, alle Last hineinzuschieben in Momente des heiteren Spiels, über sie hinwegzulachen, wie es Kinder können?  Mit Topfschlagen und Flaschendrehen, mit der schnellen Suche nach einem freien Platz auf der Reise nach Jerusalem, ja genau jetzt: Nach Jerusalem!

Heillos verliebt dahinschweben, auch das dürfte einmal wieder sein für ein paar Stunden. Sich willenlos dem Glück des Lebens hingeben, hinaus aus der eigenen Routine der langweiligen Pflichten, hinein in die Hoffnungen von Leidenschaft und Fantasie. Bunt flattern wie die Schmetterlinge, vielarmig umarmen wie eine Krake, laut feiern, in der Musik versinken, knallig, schmissig – wie wäre es damit? Bei so einem Fest müsste sich gewiss auch die ganze Fragilität unseres menschlichen Daseins hineindrängen: Die eigene Dummheit und das Lernen daraus, die zwischenmenschlichen Abgründe, der Streit, die Eifersucht. Und unsere Sterblichkeit gar, die uns umklammert? Alles das würde dazugehören, weil es uns ausmacht, weil es der lauernde Ernst ist, der menschlicher Sinnlichkeit heiteren Sinn verleiht.

Die Fantasie muss fliegen, die Gedanken torkeln

Noch immer nasskaltes Schneetreiben. Der Flaneur fröstelt. Die Gespräche unter dem dürftigen Wasserschutz sind belanglos. Der teure Glühwein glüht schon längst nicht mehr. Die Bratwurst liegt schwer im Magen. Ein Fest, so ein Fest, in dem alles möglich ist, das die Fantasie fliegen, die Gedanken torkeln lässt, das wäre jetzt richtig. Ein Fest, das die Schwere des Lebens nicht ausblendet, sondern für ein paar wunderbare Stunden leicht werden lässt wie eine Traube silberner Luftballons.

Das ist mein Winternachtstraum, denkt sich der Flaneur, und lenkt seine Schritte unter dem schneedurchstöberten Nachthimmel, vorbei am träge in seinem Rund gefesselten Riesenrad, hinüber ins Stuttgarter Opernhaus. Dort gibt´s jetzt so ein Fest.

 

 

 

Die Barock-Revue im Stuttgarter Opernhaus mit dem Titel „La Fest“, gestaltet und inszeniert und auch selbst präsentiert von Eric Gautier, entzieht sich einer regulären Schilderung. Sie ist als gesamtsinnliches Erlebnis der Extraklasse jeden Weg Wert, nicht nur den hier geschilderten kurzen vom Stuttgarter Weihnachtsmarkt hinüber zum Opernhaus. Wer noch dabei sein will bei diesem ebenso klugen, fantasievollen, leichtfüßigen, wie auch nachdenklich stimmenden Fest, muss sich allerdings auf das Glück an der Abendkasse verlassen. Schon jetzt sind alle derzeit geplanten neun Vorstellungen im Dezember 23 und Januar 24 ausverkauft.

(Premiere am 3.12.2023; gesehen habe ich die Generalprobe am 30. November).

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Hockneys bunter Blick durch die Glaswand

Über zwei Bilder zum Entlanglaufen, und was sie uns sagen

Eine Frau findet sich plötzlich allein auf der Welt wieder. Was als Wochenendausflug in eine idyllisch im Wald gelegene Berghütte begonnen hatte, endet jäh in einem Alptraum. Für einen schnellen Einkauf in den nächsten Ort entschwinden die Freunde und kehren nicht zurück. Bei dem Versuch, sie zu finden, stößt die Frau gegen eine glasklare, unsichtbare, aber auch unüberwindbare und unzerstörbare Wand. Durch die blickt sie nun auf die Rest-Welt außerhalb ihres Gefängnisses. Was sie sieht, ist prächtige Natur, blühende Wiesen, ländliche Idylle am sprudelnden Bachlauf unter strahlend blauem Himmel. Aber nichts lebt dort: kein Schmetterling, kein Vogel, kein Mensch. Irgendetwas Katastrophales muss dort geschehen sein, denn alles ist tot, übrig ist eine schöne Welt der Flora ohne jedes sonstige Leben.

Über 90 Meter erstreckt sich raumumgreifend das Panorama-Werk „A Year in Normandie“ von David Hockney, zur Zeit zu sehen im Museum Würth 2 in Künzelsau. Foto: Würth/Ufuk Arslan © David Hockney

 

Die Szene stammt aus der großartigen Verfilmung des Romans „Die Wand“ von Marlen Haushofer. Es ist der Blick auf unsere Welt, den die Kunst eröffnet. Es ist ein Blick wie durch ein Fenster oder eben durch die unüberwindliche Glaswand. Wer davor steht, hinausblickt, kann sich fragen, wie die Welt ist oder sein sollte.

Fast 1000 Jahre liegen zwischen den Werken und ihren Welten

Fast 1000 Jahre liegen zwischen den beiden Kunstwerken, um die es hier gehen soll. Es sind beides monumentale Werke, die zu einem Blick auf die jeweils aktuelle Wirklichkeit einladen und doch ihre Betrachter genau dorthin zurückwerfen, wo sie stehen: Wie soll es weitergehen?

Auf den ersten Blick haben die beiden Werke vor allem eines gemeinsam: ihre enorme Länge. Das ist ein ungewöhnliches Merkmal für Kunst. Für das ältere der beiden wurde sogar ein eigenes Museum in der französischen Stadt Bayeux gebaut, durch das sich nun die Touristen enggedrängt an einer langgestreckten, hinter einer Glaswand gesicherten Sehenswürdigkeit entlangschieben. Der Besuch in dem abgedunkelten Raum, in dem der „Teppich von Bayeux“ gezeigt wird, bleibt unvergesslich, obwohl ein gelassenes Studieren der zahlreichen Bilder mithilfe eines übereifrigen Audioguides sabotiert wird. Der ungeduldige Apparat erläutert die kriegerische Bildfolge in einem Tempo, das dazu zwingt, zügig Platz zu machen für die nachdrängenden Gleichgesinnten. Um die 50 Zentimeter hoch und fast 70 Meter lang ist diese textile Einmaligkeit, ein mittelalterlicher Wandbehang. In ungezählten Stichen haben fleißige Hände darauf 623 Männer (und nur 3 Frauen), 202 Pferde und Maultiere, 50 Hunde und weitere Tiere, 41 Schiffe und 37 Festungsbauten verewigt. Das Wort passt, wenn man es als ein Antippen an der Ewigkeit akzeptiert, eine zusammengenähte Stoffbahn fast eintausend Jahre zu erhalten.

Wie in einem Film wandelt der Betrachter vorbei

Der britische Künstler, insbesondere Landschaftsmaler, David Hockney hat sich von diesem in der Normandie ausgestellten Werk inspirieren lassen, selbst ein Panorama zu schaffen, das zum Wandeln entlang der Wand einlädt. In seiner Länge und Höhe übertrifft Hockney sein Vorbild von Bayeux sogar: 90 Meter lang ist es, und einen Meter hoch, und es trägt die Bezeichnung „iPad-Gemälde“, was noch zu erläutern ist. Das Werk heißt „A Year in Normandie“ und ist derzeit noch bis 3. September 2023 im Museum Würth 2 (bei stets freiem Eintritt!) in der schwäbischen Provinzstadt Künzelsau zu besichtigen. Dort kann man sich Zeit lassen, gedrängelt wird nicht.

Wie in einem Film schreitet man bei beiden Kunstwerken einen Ablauf entlang. Bei Hockney ist es der Jahresverlauf rund um sein ländliches Anwesen in der Normandie. Schritt für Schritt ist der Wechsel der Jahreszeiten zu erleben, beginnend mit kahlen Baumgerippen vor kaltblauem Himmel, vorbei an sprießender Blütenpracht und saftigem Grün. Schließlich fallen im lautlosen Rausch die bunten Blätter, und der Gang endet in einer Schneelandschaft. Kein einziger Mensch, kein einziges Tier ist zu entdecken auf den langen Metern seiner Bild-Dokumentation. Die Pflanzen leben und funktionieren – der Rest ist tot. Hockneys Welt gleicht dem Blick aus der Glaswand im Film.

Menschen, Schlachten, Schiffe – Der Teppich von Bayeux ist ein Mittelalter-Comic über Macht und Krieg.

Unendliche Mühsal steckt im einen Werk …

Dagegen wimmelt es von Menschen und Tieren auf dem gestickten Teppich von Bayeux, der um das Jahr 1070 entstanden ist. Vier Jahre vorher gelang es den normannischen Herrschern in der Schlacht von Hastings, einen Teil Englands zu erobern. Mit diesem Sieg begann die Integration Englands in die politischen und kulturellen Geschehnisse des Kontinents, an der auch ein Brexit nichts ändern wird. Vom Weg zu diesem Sieg erzählt der spektakuläre Mittelalter-Comic. Erbfolgestreitigkeiten spielen eine Rolle, und auch die Machtverteilung zwischen Kirche und Adel. Erzählt wird von den Vorbereitungen und Gesprächen um die Thronfolge und das Schlachtengeschehen. Geschildert werden die Lebensumstände der Zeit, die Ernährung der Soldaten, der Bau der Schiffe, sogar der vorbeiziehende Komet Halley ist eingestickt. Hunderte, vielleicht Tausende kunstfertige Menschen waren mit der Herstellung des Textils beschäftigt, ungezählte Stiche in die Fingerkuppen mussten verheilen, ehe das Werk fertig war, das von einem Sieg erzählen sollte.

… und digitale Kreativität im anderen

Hockneys Panorama (Ausschnitt aus „A Year in Normandie“) ist eine menschenleere Idylle …

David Hockney schuf sein langgestrecktes Werk fast ganz allein mit einem Tablet. Der heute 86-jährige eignete sich die Technik des digitalen Zeichenprogramms an und malte die Landschaft vor ihm in zahlreichen elektronisch erstellten Bildern, die er dann zum Jahreszeiten-Panorama zusammenfügte. Entstanden ist ein knallig bunter Kontrapunkt, ein Triumpf der unberührten Natur über eine von Machtkämpfen und Kriegen zerfressene Welt der Menschen. Zu sehen, nein, zu erleben, sind Szenen in saftiger Natur, die Pracht der Bäume, ländliche Idyllen, knuffige Landhäuser mit Fachwerk. Man kann Hockneys gefällig bunte Pracht als Traum einer heilen Welt deuten, und viele im Würth-Museum gönnen sich genau diese Illusion. Die Motive aus dem Panorama eignen sich bestens zur kommerziellen Vermarkung, und so quillt der Museumsshop in Künzelsau über von Postkarten, Kühlschrankmagneten und anderem Merchandising. Als Vorwurf eignet sich das allerdings nicht, denn auch in Bayeux sind die Motive der als Weltdokumentenerbe geadelten Riesenstickerei in jeder beliebigen Form erwerbbar.

Nicht nur die Länge verbindet beide Werke

… in der es nicht einmal Tiere gibt. Nur die Pflanzen funktionieren. (Ausschnitt aus „A Year in Normandie“)

Es ist nicht nur die Länge, die beide Kunstwerke gemeinsam haben. Verloschen sind die Dynastien, die einst untereinander über England stritten. Vergessen sind die Menschen, die ihre Kämpfe ausfechten mussten und deren Abbild hier mühsam gestickt wurde, tot die Pferde ihrer Schlachten, verrostet die Schilde, vermodert die stolzen Schiffe. Alles vorbei. Und Hockneys Blick durch die Glaswand sagt uns voraus: Wenig von dem, was uns wichtig ist, wird bleiben, wenn wir so weitermachen.

 

 

Mehr über die Ausstellung „A Year in Normandie“ im Museum Würth 2 in Künzelsau finden Sie hier. Die Ausstellung wurde verlängert und ist noch bis 3. September 2023 bei freiem Eintritt zu sehen.

Ein Einblick in die Art, wie David Hockney Bilder mit dem iPad malt, ist hier zu finden: (Klick bedeutet Einwilligung zu Youtube)

Der Wandteppich von Bayeux ist zu besuchen im Museum in Bayeux. Mehr Informationen dazu auch auf Wikipedia.

Mehr Informationen über den Film „Die Wand“ nach dem Roman von Marlen Haushofer u.a. hier: https://www.filmstarts.de/kritiken/190949.html

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Wegschmeißen oder Weiterlesen?

Als Zuschauer beim „Literarischen Quartett“ – eine Erfahrung

Das Sprechen über Literatur steckt voller Risiken. „Nicht verraten!”, schreit der eine, wenn das Gegenüber ansetzt, die Pointe aus dem Buch zu erzählen, das er gerade liest. „Völlig langweilig”, hört überrascht die Leserin das fremde Urteil über den Roman, den sie gerade so packend findet. Die euphorische Empfehlung „Das Buch ist ganz toll!“ ist verantwortlich dafür, dass Abertausende ungelesene, im Lesen abgebrochene Bücher die Regale und e-Reader füllen, und auch dafür, dass die Verlage damit sogar noch Geld verdienen.

Die Welt, die sich im eigenen Denken beim Lesen eines Buches entfaltet, ist eine individuelle Eigenproduktion, eine Einmaligkeit, ein Solitär. Darüber zu sprechen, eröffnet für viele weniger einen Blick auf Literatur, mehr auf die Sprechenden. Und doch, oder deshalb, treffen sich täglich im ganzen Land Menschen, suchen erkaltete Salons von Volkshochschulen auf oder bewirten sich in privaten Zirkeln mit Weißwein und Käsehäppchen, um über Bücher zu sprechen.

Der Wort-Adel vor dem Spiegel des kultivierten Streits: Adam Soboczynski, Thea Dorn, Jenny Erpenbeck und Philipp Tingler (von links) im „Literarischen Quartett“ vom 31.03.2023. Foto: Svea Pietschmann, bereitgestellt vom ZDF

Ein bildungsbürgerliches Hochamt

Wenn es ganz öffentlich, auf einer Bühne, übertragen im nächtlichen Fernsehen, abrufbar zu jeder Tageszeit in den Mediatheken, stattfindet, dann kann das Sprechen über Bücher zum bildungsbürgerlichen Hochamt werden. Seit dem Jahr 1988 streiten in der Sendung „Das literarische Quartett” im ZDF Literaturkritiker/innen und andere über Bücher. Das legendäre erste Quartett mit Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek und Siegrid Löffler (die Reihenfolge war Programm) ging am 30. Juni 2000 im heftigen Streit auseinander. Man kann sich den Moment der öffentlichen Implosion der Literaturkritik auch heute noch auf YouTube ansehen und es ist zu empfehlen, dies zu tun.

Im Streit über diesen Bestseller zerbrach das erste „Literarische Quartett“. Sigrid Löffler hielt es im Jahr 2000 für „sprachloses, kunstloses Gestammel.“

Das Filmchen ist ein Zeitdokument darüber, dass sich in den seither vergangenen 23 Jahren die Dinge zwischen Männern und Frauen zumindest in der Öffentlichkeit doch ein wenig zum Guten verändert haben. Der noch ohne den geringsten Anflug von Selbstreflexion agierende Kultur-Großfürst Reich-Ranicki hatte sich vor laufender Kamera zu persönlichen, sexistischen Bewertungen über das Liebesverständnis seiner aus Wien stammenden Literatur-Kritiker-Kollegin Loeffler verstiegen. Das hatte nicht etwa das Ende seiner eigenen Mitwirkung an der Sendung zur Folge, sondern den Rückzug von Löffler. Die allerdings wusste ebenfalls auszuteilen, gegen das Buch, aber auch gegen die „erotischen Vorlieben” ihres männlichen Kollegen. Im Mittelpunkt des spektakulären Schlagabtauschs stand das Buch „Gefährliche Geliebte” von Haruki Murakami, was im weiteren Verlauf dieser Erlebnisschilderung noch eine Rolle spielen wird.

Bald darauf verordnete das ZDF dem Quartett eine Sendepause. 2015 wurde es in neuer Besetzung wiederbelebt, und seit 2020 leitet die Schriftstellerin mit dem Künstlernamen Thea Dorn die Kritikerrunde, die außer ihr selbst keine festen Partner mehr hat. Dorn und das ZDF suchen sich in jeder Sendung neu drei wechselnde Prominente aus der Welt der Worte, und um die 100 Zuschauer sitzen artig um das Podest im Großen Salon des Berliner Ensemble herum, wenn die Scheinwerfer aufleuchten.

Kabelgewirr, nervös gewittriges Blinken, Giraffenarme

Der technische Aufwand ist enorm. Ein Gewirr von Kabeln, nervös gewittriges Blinken der Displays und Bildschirme prägen die vorfreudige Atmosphäre im Foyer des dunkelholz-getäfelten Theaterbaus am Schiffbauerdamm. Eine Heerschar von Fernsehfachleuten versucht die Technik in Schach zu halten, – besser noch: – auf Höchstform zu trimmen, jeden Ton einzufangen, das Licht richtig zu setzen, um die Heldinnen und Helden der Literaturkritik im richtigen Winkel einzufangen. Lautlos kreisen die giraffenartig ausgreifenden Kameraarme durch den Raum, schweben geisterhaft hinweg über die Köpfe der gutgelaunten Zuschauerschar, die sich schon Wochen vorher eine Karte gesichert hatte für die Aufzeichnung des „Literarischen Quartett” Ende März 2023.

Wer über eine solche Karte verfügt, wird handverlesen gesetzt. Keine freie Platzwahl bei der Literatur. Es soll ausgebucht aussehen (was es ist), vielleicht auch divers und kameratauglich. Zuvor mussten die Besucher Mantel und Handy abgeben, damit keine Störfrequenz die sensible Technik irritiert. Und kein unbotmäßiges Klingeln. Wie wäre es mit unkontrolliertem Herumschreien? Nun ja, hier ist alles unter Kontrolle, nicht live. Es ist eine Aufzeichnung, und ein Flitzer unter Literaturfreunden könnte zur Not herausgeschnitten werden. Aber niemand aus der Schar der Bücherfreunde ist hergekommen, um die eigene Meinung zu den Büchern einzubringen. Klatschen ist erwünscht; es wird eingeübt, wie lange der aus Regiesicht optimale Beifall andauern sollte – fünf Sekunden, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zweimal ist sich der Wort-Adel einig

Dann – Auftritt der Matadore. Thea Dorn als erste; einer ihrer Mitdiskutanten trottet mit ihr vorab auf die Bühne, aber die Chefin schickt ihn wieder zurück. Die Gastgeberin erläutert nochmals das Prozedere: Man werde sich erst einmal warmdiskutieren, was dann später nicht im Fernsehen zu sehen sein wird. Sie stellt ihre Mitkritiker vor, auch das ist exklusiv für das Live-Publikum der Aufzeichnung, denn in der ausgestrahlten Sendung wird das ein Intro-Film erledigen. Diesmal sind dabei: die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck und die Literaturkritiker Adam Soboczynski  (ZEIT) und Philipp Tingler (Schweizer Fernsehen SRF) . Vier Bücher stehen zur Diskussion, und man kann das Ergebnis so zusammenfassen: Bei zwei Büchern ist sich der Wort-Adel weitgehend einig, dass sie gut sind. Bei einem scheiden sich die Geister: zwei dafür, zwei dagegen.

Schließlich kommt das Buch dran, das der Autor dieser Zeilen gerade liest; es wird vorgestellt von Jenny Erpenbeck, die tapfer für ihren Kollegen Arno Geiger kämpft. Aber es hilft nichts. Die drei anderen vernichten „Das glückliche Geheimnis“ als „wirklich ärgerlich und entbehrlich“ (Philipp Tingler).  Man muss Arno Geiger nicht auf eine Stufe mit Haruki Murakami stellen, wenn an dieser Stelle an den Zwist zwischen Sigrid Löffler, Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek erinnert wird. Löffler sprach damals der „Gefährlichen Geliebten“ jede literarische Qualität ab, sprach von „literarischem Fastfood“, kanzelte den japanischen Roman als „sprachloses, kunstloses Gestammel“ ab, was den schon beschriebenen Streit auslöste. Und doch wird noch immer jedes Jahr spekuliert, wann endlich Murakami den Literatur-Nobelpreis bekommen wird.

„Wie ein Schuss aus dem Betäubungsgewehr“

Die Vernichtung des Geiger-Buches im aktuellen „Quartett“ kommt ohne vergleichbare persönliche Schärfe im Disput aus. Selbst wenn das kritisierte Buch eine „Wirkung hat wie ein Schuss aus dem Betäubungsgewehr“ bleiben Verletzungen aus. Allesamt sind sie interessiert am gepflegten Diskurs, die bösartige Streitkultur von einst ist längst abgewandert in andere Medien.

Es ist eine wohlige, bildungsbürgerlich kultivierte Szene, die da zusammenkommt, auf der Bühne wie im Publikum. Hier ein graues Haar, dort ein elegant um den Hals gelegter Schal. Philipp Tingler testet die Grenzen der fernsehtauglichen  Kleiderordnung aus und trägt ein schrilles T-Shirt. Das war es aber schon.

Selten ist der Zweifel so kultiviert zu haben wie hier

Bert Brecht sitzt in Bronze vor dem „Berliner Ensemble“. „Von den sicheren Dingen das sicherste ist der Zweifel.“

Ein großer Spiegel verdeckt für die Fernsehaufzeichnung die Glastüren, die sonst vom Salon auf den Balkon des Berliner Ensembles führen. Man könnte dort hinaustreten und bekäme Bert Brecht zu sehen, der in Bronze gegossen auf dem Platz vor „seinem“ Theater sitzt. „Von den sicheren Dingen das sicherste ist der Zweifel“, hat der Theatermann einmal gesagt. Selten ist der Zweifel in unserer wilden Welt noch so kultiviert zu erleben wie beim „Quartett“, wo sich im großen eitlen Spiegel das Licht der Scheinwerfer bricht. Sie beleuchten eine Welt, die sich gefällt, aber berührungslos fremd bleibt für die Bäckereiverkäuferin, die mit den Folgen der Inflation kämpft, für den Müllwerker, der an seine Familie in der fernen Heimat denkt, oder für die Mutter, die sich über den Notfallplan ihrer Kinderkrippe beugt.

Nach einer knappen Stunde ist die gut ausgeleuchtete Spiegelei vorbei, der von Licht und Menschen aufgeheizte Raum leert sich schnell, die wohlgesetzten Worte sind schon verhallt, die Kritiker verabschieden sich artig, und die Zuschauer treten hinaus an die frische Luft. Das Handy brummt, die reale Welt meldet sich.

Was jetzt tun mit dem abgekanzelten Geiger-Buch: Wegschmeißen oder weiterlesen?  Es war unterhaltsam, das Sprechen über Literatur zu erleben. Am besten aber ist wohl: Man liest.

 

 

 

Die aktuelle Folge des „Literarischen Quartett“ wurde am 31.3.2023 ausgestrahlt und ist noch bis 30.6.2023 in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Ich empfehle unbedingt, sich auch den legendären Streit im „Quartett“ vom 30. Juni 2000 auf YouTube anzusehen: https://www.youtube.com/watch?v=IFCSHEfQvY4

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Am Ende gewinnt immer das Runde

Ein Essay über Fußball, Mathematik und Moral

Der Künstler Şakir Gökçebağ möchte den „banalen Dingen des Alltags eine ungeahnte, neue Aufmerksamkeit“ verschaffen, so der Begleittext des Museum Ritter in Waldenbuch bei Stuttgart, so derzeit seine Werke zu besichtigen sind. Hier ist ihm gelungen, was unmöglich erscheint: Das Runde in etwas Eckiges zu hineinzuquetschen.

Üblicherweise ist ein Apfel rund. Freiwillig fügt er sich nicht in ein geometrisch sauberes Quadrat. Im allwissenden Internet sind Filmchen zu finden, wie kleine Äpfel beim Größerwerden in ein quadratisches Plastikästchen gezwängt werden, und dann halbwegs eckig vom Baum fallen. Mit etwas Gewalt gelang es auch dem in Hamburg lebenden Künstler Şakir Gökçebağ, den Äpfeln das Runde abzuzwingen. Er hat Äpfel so lange eckig zugeschnitten, bis sie in seinem Kunstwerk, ganz eng zusammengedrängt, einem Puzzle gleich, ein sauberes Quadrat bilden.

Rund und Eckig – das passt nicht

Für den Betrachter des Apfel-Gevierts bleibt ein Störgefühl zurück. Rund und eckig, das widerspricht sich einfach, das ist wie Feuer und Wasser, wie heiß und kalt. Deshalb halten wir inne vor dem Bild mit den sauber zum Quadrat zusammengeschnipselten Apfelgehäusen. Jeder Versuch, das Runde in das Eckige zu bringen, ist eben eine „Quadratur des Kreises“ – und wir wissen instinktiv: Es kann nicht ganz gelingen. Der Versuch, mit Zirkel und Lineal die Fläche eines Kreises exakt in die Fläche eines Quadrats zu übertragen, bleibt unmöglich für die Menschheit. Ein kluger deutscher Mathematiker namens Carl Louis Ferdinand Lindemann hat dafür im Jahr 1882 sogar den mathematischen Beweis erbracht.

So wurde die „Quadratur des Kreises“ zur sprachlichen Metapher. Sie steht für den zum Scheitern verurteilten Versuch, eine moderne Innenstadt gleichzeitig autogerecht und doch saftig grün und lebenswert durchlüftet zu gestalten; sie beschreibt das unmögliche Begehren an den Staat, Wohlstand für alle zu gewährleisten, und doch möglichst keine Steuern zu erheben. Jeder kennt solche Situationen: Man kann nicht beides gleichzeitig haben, die Dinge sind eben entweder rund oder eckig. Man kann sich oft annähern, man kann Kompromisse schließen, aber der Kreis wird nie quadratisch.

Zu besichtigen ist das gewaltsam zusammengepresste Apfel-Quadrat derzeit (und noch bis Mitte April 2023) im Museum Ritter in Waldenbuch bei Stuttgart. Dort widmet man sich ganz speziell der Geometrie in der Kunst, mit Vorrang also solchen Bildern oder Skulpturen, die das Quadrat zum Thema haben. Das Museum gehört zu einem Schokoladenimperium, dessen Produkte ausgeprägt eckig daherkommen – quadratisch nämlich. Noch dazu tragen sie „Sport“ in ihren Namen trägt, was uns mitten hineinführt in diese Betrachtung über das Runde, das Eckige und die Moral.

„Das Runde muss in das Eckige“

„Das Runde muss in das Eckige“, philosophiert das ewige deutsche Fußballgedächtnis und meint damit den simplen Umstand, dass der Ball ins Tor muss. Der banale Satz zieht seine Spannung aus einem inneren Gefühl der Unmöglichkeit, die er auszudrücken scheint. Nicht nur der Fußballfan kennt die Verzweiflung darüber, wenn der Ball einfach „nicht reingehen will“, wo doch eigentlich und rein physikalisch betrachtet eine Lederkugel mit rund zwanzig Zentimetern Durchmesser mühelos zwischen ein Lattengerüst hineinpassen sollte, das mehr als sieben Meter breit und gut zwei Meter hoch ist. Gewiss, ein Torwart will das verhindern, und eine vielfüßige Verteidigung noch dazu. Trotzdem sollte es doch nicht so schwer sein, meint jeder Laie, der einmal vor der leibhaftigen Größe eines Fußballtores gestanden hat. Und wurde dann schnell eines Besseren belehrt, wenn er den Ball mit voller Wucht neben oder über das leere Tor gedroschen hatte.

Was soll das Gerede vom Runden und dem Eckigen? Es geht doch! Vieltausendfach mühen sich an jedem Tag sportbegeisterte Menschen auf der ganzen Welt damit ab, auf den verwöhnt-geheizten Rasenflächen der Stadien genauso wie auf den schweißgetränkten Buckelpisten der Vereine, in den gepflasterten Hinterhöfen oder auf staubigen Bolzplätzen. Und zappelt es dann endlich im Eckigen, das Runde, dann purzeln Kinder jubelnd auf dem Boden herum, brüllen wildfremde Männer ihre Erleichterung heraus, fallen sich erwachsene Frauen gegenseitig um den Hals.

Fußball-Deutschland und die Quadratur des Kreises

Ganz Fußball-Deutschland steht in den nächsten Wochen eine Quadratur des Kreises bevor. Das Runde muss mal wieder in das Eckige, diesmal zur gefühlten Unzeit vor Weihnachten, und noch dazu drängen sich die suspekten Scheichs von Katar dabei als Gastgeber auf den von Wüstenödnis umgebenen grünen Rasen. Die Umstände rund um die dargebotene Veranstaltung sind unsäglich. Eine böse Blutgrätsche der Fußball-Moral ist zu besichtigen: Über 6.500 migrierte Arbeiter sind (lt. der britischen Tageszeitung The Guardian) aufgrund der Arbeitsbedingung beim Bau klimatisierter Stadien in der Wüste verstorben. Für die neuen Arenen wird es keine Verwendung geben, wenn die Fußball-Millionäre abgereist sind. Ein Unrechtsstaat fläzt sich da auf die sportliche Weltbühne, eine Monarchie, die nach der Scharia urteilt, Frauen unterdrückt, Homosexuelle betraft und die Todesstrafe vollzieht. Eine rücksichtslose Elite beutet in Katar die ihnen zufällig zugefallenen Energieressourcen gnadenlos zum eigenen Vorteil aus.

Noch dazu wird eine wahnwitzige Verschwendung von Geld und Energie zu besichtigen sein für ein Turnier, das man genauso gut zu einer passenderen Jahreszeit anderenorts in ohnehin vorhandenen Arenen hätte durchführen können. Oder auf das man vielleicht auch ganz hätte verzichten können, da uns aktuell die Quadratur des allergrößten Kreises unserer Zeit abverlangt wird: Nämlich Energie zu sparen, das Klima zu retten, unsere demokratischen Werte zu verteidigen, in einem Krieg unserer Nachbarn solidarisch zu bleiben, und dabei trotzdem halbwegs Wohlstand für die meisten zu erhalten und allen eine warme Wohnung zu heizen.

Gucken oder nicht?

Was also tun? Gucken oder nicht? Glühwein zum Elfmeterschießen? Fein raus sind nur die, deren Desinteresse für Fußball tief verwurzeltet ist. Wer sich diesbezüglich frei glaubt von jeder Verlockung, werfe also den ersten Ball! Aber Achtung: Das Bekenntnis ist nur glaubwürdig von denjenigen, die noch niemals dabei waren, auch nicht in wichtigen Spielen bei Europa- oder Weltmeisterschaften, einem Finale gar, daumendrückend, Chipstüten-bewaffnet und jubelbereit, verzweiflungsgeplagt. Alle anderen, auch die nur gelegentlich Interessierten, erst recht die süchtigen Final-Zitterer, die spannungsgeladenen Hoffnungsfrohen, werden gnadenlos vor die Frage gestellt werden, ob sie ihr Rundes (also ihren Kopf) tatsächlich vom eckigen Bildschirm fernhalten wollen.

Moral und Spitzensport, das ist eben auch eine Quadratur des Kreises, das passt nicht zusammen. Sepp Herberger, von dem der Spruch mit dem Runden, das ins Eckige muss, stammt, war der Trainer jener deutschen Nationalmannschaft, die 1954 das „Wunder von Bern“ vollbrachte, der überraschend errungene Weltmeistertitel für das Fußball-Deutschland der geächteten Kriegsverursacher. Herberger war NSDAP-Mitglied und wurde doch zum deutschen Nachkriegshelden. 1978 fand die Weltmeisterschaft in Argentinien statt, das damals von einer blutigen Diktatur regiert wurde. Bei der WM von 2018 in Russland schieden die deutschen Jungs als Gruppenletzte schon in der Vorrunde aus. Die deutsche Öffentlichkeit beschäftigte das deutlich mehr als der Umstand, dass der „Gastgeber“ schon vier Jahre zuvor sich rechtswidrig Teile der Ukraine gewaltsam angeeignet hatte. Und wären uns die in Umerziehungslagern kasernierten Uiguren wichtig gewesen, oder die in ihrer kulturellen Identität unterdrückten Tibeter, dann hätten wir auch ganz sicher nicht die olympischen Spiele in China verfolgend dürfen.

Am Ende gewinnt immer das Runde!

Da bleibt dem zweifelnden Zeitgenossen nur die Gewissheit: Am Ende gewinnt das Runde! Der Kreis wird nicht zum Quadrat und der Apfel selbst im Plastikkorsett kein sauberer Würfel. Das Spiel gewinnt, wer das Runde ins Eckige bringt, und nicht umgekehrt.

Und es ist der runde Kopf, der hinsieht und sich das Seine denken kann zu dem kommerziellen Wahnsinn, der da aus dem elektronischen Viereck quillt. „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“, formulierte es einmal der französische Schriftsteller Francis Picabia. Was für ein Traumtor!

 

Die Ausstellung mit Werken von Şakir Gökçebağ ist noch bis 16. April 2023 im Museum Ritter in Waldenbuch bei Stuttgart zu besuchen.

Die Erklärung, warum die Quadratur des Kreises eine unlösbare Aufgabe ist, übersteigt deutlich meine eigenen mathematischen Fähigkeiten. Wer tiefer in das Rätsel einsteigen möchte: Bitteschön, vielleicht hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Quadratur_des_Kreises

Francis Picabia war ein vielfältiges Talent, vor allem auch ein Maler. mehr über ihn  können Sie z.B. hier nachlesen: https://kunstmuseum.com/francis-picabia/

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Letzte Chance! Korallen in Baden-Baden!

Noch bis 26. Juni: Wie Politik und Kunst zu Schönheit werden

Stumm bewegt im Wasser der Tropen, in ihrer ungezählten Vielfalt und mit ihrem blendend-bunten Farbenreichtum sind sie ein großes Lachen. Eine wankende Orgie der Heiterkeit. Korallen lachen uns seit 500 Millionen Jahren an. Und sie lachen uns aus.

Das Problem ist nur: Uns, die Menschen, gibt es überhaupt erst seit 45.000 Jahren. Großzügig gerechnet.

Und die Zeitschrift „Koralle“, eine deutsche Vorkriegsillustrierte, die ihre Witzseite mit dem Spruch „Da lacht die Koralle“ überschrieb, die gibt es schon heute, weniger als 100 Jahren nach ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1925, nicht mehr.

Korallen und die Ehrfurcht vor der Zeit

Gestrickte Korallen: Die ganze Vielfalt der tropischen Weltmeere spiegelt sich in der Phantasie der Korallen von Baden-Baden wider.

Korallen lehren uns also die Ehrfurcht vor der Zeit. Sie waren schon immer im Wasser, unvorstellbar lange schon, wir laufen auf den Resten ihrer Riffe herum. Auch in unseren Breiten, zwischen unseren Wäldern und Wiesen, hatten sich Korallenriffe gebildet, als dort vor Jahrmillionen einmal ein Meer gewesen war. Wir bauen darauf unsere Häuser und Straßen.

Wir landen auf ihnen mit dem Flugzeug. Bermudas und Bahamas heißen die Traumziele des Ferntourismus, zusammen etwa 1000 Inseln, allesamt gründen sie ihre tropische Pracht aus Palmen und Traumhotels auf abgestorbenen Korallenriffen. Jetzt geht es den Menschen darauf wie den Nesseltieren in den Tropen: Sie müssen fürchten, zu sterben. Die Korallen unter Wasser, die Menschen knapp darüber. Beide könnten bald Opfer des Klimawandels sein, der menschengemachten Erderwärmung, der abschmelzenden Gletscher, des ansteigenden Meeresspiegels, der skrupellosen Vermüllung der Meere.

Was hat das sterbende Great Barrier Reef …

Natürlich haben wir gehört vom sterbenden Great Barrier Reef, dem Weltwunder der Natur, einer Ansammlung von Tausenden Korallenriffen an der australischen Nordostküste, die zusammen eine Länge von unglaublichen 2.300 Kilometern bilden, ein lebendiger Lebensraum im Wasser, sogar von der Raumstation ISS aus erkennbar.

Sehr bedauerlich, aber weit weg! Hat das Sterben der Korallen etwas mit uns zu tun, in diesem Frühling, in dem wir hierzulande auf festem Grund aus hartem Felsen unter den blühenden Bäumen in den Cafe´s sitzen? Wenn wir – beispielsweise – im lasziv-prächtigen Kurpark von Baden-Baden einen sündteuren Eiskaffee schlürfen und uns zwischen Krieg und Klimakrise den Luxus leisten, über das nächste Wohlstandsabenteuer nachzudenken?

… mit uns zu tun?

Hier ein Vorschlag: Wenige Meter weitergehen, zur Kunsthalle Frieder Burda, einem modernen Schmuckstück im mondänen Kurort der Könige und Kaiser, im Weltkulturerbe mit angeschlossener Spielbank. Dort kann und sollte man (nur noch bis 26. Juni) die Korallen von Baden-Baden besuchen. In ihrer ganzen unfassbaren Vielfalt, in ihrer spielerisch überraschenden Heiterkeit sind sie zu besichtigen.

Wild, ungebändigt, wuchern sie an den badischen Wänden entlang, sprießen schwarz-glänzend in die Höhe; ihre Formenvielfalt treibt Schabernack mit unserem Auge, lädt uns ein zu einem unvergleichlich prächtigen Spektakel der Farben und Formen, unfassbar vielfältig, variantenreich, knallbunt. Die Korallen verhöhnen unseren Ordnungssinn, unsere Phantasielosigkeit und unsere formale Strenge, sie spotten über unsere excel-Tabellen, unsere Verwaltungsvorschriften und sauber gezirkelten Maschendraht-Gärten.

Ein atemberaubendes Kunstprojekt

Ein demokratisiertes Kunstprojekt: Mehr als 4000 Menschen haben mitgestrickt und -gehäkelt an den Korallenriffen von Baden-Baden.

Die Korallen von Baden-Baden sind ein atemberaubendes Kunstprojekt. Sie sind natürlich keine Tiere, sondern demokratisierte Kurzwaren-Kunst. Zu verdanken haben wir es den australischen Künstlerinnen Margaret und Christine Wertheim. Sie wollen das Bewusstsein der ganzen Welt für die sterbende Pracht der tropischen Meere schärfen. Überall auf der Welt sollen nachgebildete, künstlerisch gestaltete Korallenriffe aus Stoff und Garn entstehen. Tausende Menschen, Initiativen, Kindergartengruppen, Schulklassen, Strickvereine, Senioreneinrichtungen, ganze Familien auf der ganzen Welt stricken und häkeln seither künstliche Korallen in ihrer ganzen wilden, bunten Vielfalt. Unter der künstlerischen Leitung der beiden Schwestern werden sie in textile Riffe zusammenkomponiert.

Das Ergebnis kann man in Baden-Baden besichtigen. Für das „Baden-Baden Riff“ haben 4000 Beteiligte mitgestrickt und -gehäkelt, alle namentlich aufgeführt in endlosen Namenszeilen auf weißer Wand. Paketweise schickten sie ein Jahr lang Korallen-Handarbeit an das Museum: Kleine, winzige, große, gewaltige, lange, runde, schlangenförmige, ein- und vielfarbige. Kreativ gestaltet wurden daraus Korallenriffe, Orgien der Phantasie, durch die man hindurchgehen kann, ohne nass zu werden.

Ein schriller Hilfeschrei in der Lautlosigkeit

Stumm sind diese Korallen, so wie ihre lebenden Vorbilder. Aber sie sind starr, sie wiegen sich nicht im Wasser der südlichen Weltmeere und mahnen uns mit ihrer Unbeweglichkeit an unsere eigene Zerstörungsenergie. Geduckt unter einem Plastik-Müllberg, der im Eingangsbereich mahnend von der Decke hängt, wandelt der Besucher durch die die ganze bunte tote Pracht der Textil-Riffe von Baden-Baden, und kann den schrillen Hilfeschrei dieser uralten Lebensform trotz aller Lautlosigkeit hören.

Wenn die Korallen verblassen, sterben sie ab. Weiße Korallen sind ein Hilfeschrei.

Korallen sind Lebewesen, und daher sterben sie, schon seit Jahrmillionen und ganz ohne menschliche Einwirkung. Steinkorallen, welche die großen Riffe bilden, geben ihrem Tod einen Sinn, denn der Kalk der abgestorbenen Korallen-Generationen bildet die Lebensgrundlage für die jungen, nachwachsenden, dann lebenden, bunten Korallen. Dieser ständige Regenerationsprozess lässt Riffe wachsen und erhält die Vielfalt der Korallen. Wenn aber keine jungen Korallen mehr entstehen, dann stirbt das Riff, die letzte Generation der Tiere verliert ihre Farbe. Die sterbenden Riffe nehmen einen fahl-weißlichen Ausdruck an. Auch solche Riffe sind in gestrickter Form zu sehen in Baden-Baden. Hier lacht keine Koralle mehr.

Mehr Informationen zur Ausstellung im Museum Frieder Burda finden Sie hier: https://www.museum-frieder-burda.de/ausstellung.php

Über Geschichte, Vielfalt und Wesen von Korallen habe ich mich hier informiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Koralle

Weitere Beiträge als #Kulturflaneur finden Sie hier.

 

(Fast) alles gleich geblieben (#0016)

St. Salvator, Salvatorgäßchen 2, 86720 Nördlingen

Mein Besuch am 28. Juli 2021

Die erneuerten Kirchenfenster von St. Salvator

Meine eigene Kindheitskirche! Hier wurde ich getauft, habe ich gebeichtet und Kommunion gefeiert, diese Kirche hat mein eigenes Kirchenbild geprägt durch Hunderte von Sonntagsbesuchen, gemeinsam mit meinen Eltern.

Wenn ich mich heute St. Salvator nähere, erlebe ich außen vieles verändert; es gibt einen einladenden Vorplatz mit Baum und Rundbank, wo in meiner Kindheit nur Autos standen; eine neue Rampe erlaubt auch Kinderwägen und Rollstühlen das Betreten der Kirche. Aber im Inneren finde ich auf den ersten Blick die Kirche fast unverändert vor, als sei die Zeit stehen geblieben. Das hohe gotische Kirchenschiff strebt noch immer wie seit Jahrhunderten zum Himmel, innen wirkt die Kirche viel weiträumiger als von außen, wo sie sich eher unauffällig in das mittelalterliche Stadtbild der Fachwerk-Kleinstadt einfügt. Nicht einmal einen Turm hat sie, nur einen Dachreiter, was mich als Kind geradezu gekränkt hat.

Die Zeit ist aber nicht stehen geblieben. Vor zehn Jahren wurde die Kirche komplett saniert, dabei drei Fenster im Chor erneuert und mit modernem Farbspiel versehen, welche die Kirche in warmes Licht tauchen. Die Deckenbögen im Chorraum sind jetzt farbig bemalt, die Wände weißer als ich sie in Erinnerung hatte.

Seit Jahrhunderten unverändert, wie auch das, was dahinter warte – Das Kirchenportal von St. Salvator

Aber sonst erinnert mich die Kirche vor allem an die Beharrlichkeit der Zeit: Die Schriften liegen noch im gleichen Schriftenstand wie vor fünfzig Jahren, es riecht noch wie in meiner Kindheit, und wahrscheinlich knarzen auch die Holzstufen zur Empore noch immer so wie damals, aber die Tür dorthin ist jetzt abgeschlossen – das ist neu.  Und dass die Kirche ihre Gründung im 14. Jahrhundert einem sogenannten „Hostienwunder“ zu verdanken haben soll, hatte ich bestimmt im Heimatkundeunterricht gelernt, aber längst vergessen. Das Wunder bestand darin, dass in einem brennenden Haus alles Weltliche vernichtet wurde, aber die Hostie für einen dort Sterbenden alle Verwüstungen des Feuers unbeschädigt überstanden haben soll. Auch wenn man Probleme hat, solche Geschichten zu glauben, ist diese doch eine schöne Parabel für Beständigkeit im Wandel.

St. Salvator bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Salvator_(N%C3%B6rdlingen)

 

 

Brecht lebt (3. Juni 2021)

Das Brecht-Denkmal beim Berliner Ensemble

Man kann es hören, jeden Schritt. Knirsch, knirsch, knirsch – die Schritte des Dramatikers und Theaterdirektors auf dem Kies. Oder auch trapp, trapp, auf dem Straßenpflaster. Bertolt Brecht muss weitergehen, obwohl er so oft lieber stehen bleiben würde. Zerstreut ist der Dichter, unpraktisch und mürrisch, die Frauen seines Lebens müssen ihn treiben, damit er rechtzeitig zum Schlussapplaus in sein Stammhaus, in das „Berliner Ensemble“ kommt. Aber Brecht ist widerspenstig, will sich sogar erst noch vorsorglich eine Grabstelle aussuchen, interessiert sich mal für dieses und jenes am Weg und hat zu allem eine Meinung. Er hat Angst, im Theater anzukommen, er würde vielleicht lieber hinausgehen aus der großen Stadt, hinaus dorthin, wo das Wasser plätschert und das Schilf im Wind rauscht.

Aber Bertold Brecht darf nicht. Er muss durch Berlin gehen und trifft dabei vier Frauen, die wichtig waren in seinem Leben. Jede von ihnen war ihm ergeben, obwohl er „als Mann“ vermutlich alles andere als „attraktiv“ war, klein, gern störrisch und oft ungepflegt, aber eben auch ein faszinierendes Genie, geistreich, überraschend, witzig, humorvoll.  Deshalb haben Frauen es hingenommen, dass er unklar blieb in Beziehungsfragen, haben ertragen, dass er mehrere gleichzeitig liebte, haben akzeptiert, dass er ihre Ideen, ihre Beharrlichkeit, ihre Texte zu seinem Erfolg machte, und den Ruhm und das Geld dafür alleine einstrich.

Das Wohnhaus von Bertolt Brecht und Helene Weigel in der Berliner Chausseestraße

Knirsch, knirsch, wir gehen mit Bertolt Brecht durch den Dorotheenstädter Friedhof. Dort ist er in einem gemeinsamen Grab mit Helene Weigel beerdigt, aber auch die drei anderen Frauen liegen hier: Isot Killian, Elisabeth Hauptmann und Ruth Berlau. Knirsch, knirsch, noch auf dem Friedhof geht Brecht an seinem Berliner Wohnhaus in der Chausseestraße vorbei. Und schon hören wir im Kopfhörer „Helli“ Helene Weigel schimpfen: „Geh in das Theater, troll Dich!“.

Eine Zeitreise to go

Der Brecht-Spaziergang durch Berlin ist kein Audioguide, sondern ein echtes Theatererlebnis, eine Zeitreise to go, ein individuell durchführbarer Schauspiel-Spaziergang. Umsonst und draußen! Den gesprochenen Text – wie auch die – knirsch, trapp – Schritte kann man sich auf das eigene Handy herunterladen, und dann idealerweise im Gleichschritt mit Brecht seinen Weg gehen. Er hat ihn selbst einmal auf einem Notizzettel aufgezeichnet. Der Theaterweg ist ein wunderbares Erlebnis, ein Spaziergang durch die Straßen der Mitte Berlins, aber auch durch die Seele dieses Literaten, durch seine Publikumsscheu und Wortgewalt bis hin zu seiner Angst vor dem Tod. Deshalb heißt er auch „Brecht stirbt“, obwohl dieser Gang durch Berlin auf dem Friedhof beginnt und im Theater endet.

Trapp, trapp, Brecht läuft durch seine Stadt, die er – 1956 gestorben – nicht als Stadt mit Mauer kennengelernt hat. Er ist irritiert, aber auch angetan über das heutige Berlin, über den erreichten Wohlstand in Berlin. Aber auch entsetzt über die Bausünden („Architekt verklagen!“), irritiert über die vielen Schranken und Sperren, das große Krankenhaus, an dem er vorbeikommt.

Lassen wir – trapp, trapp – Brecht ein Stückchen allein gehen! Weichen wir ab von seinem Weg und suchen wir die Begegnung mit ihm an anderen Stellen dieser Stadt. Brecht war Kommunist und glaubte an die idealtypische Ausgestaltung des realen Sozialismus. Er war überzeugt, dass es gelingen könnte, eine klassenfreie Gesellschaft mit Wohlstand für alle zu formen. Er begegnet uns also auch am 17. Juni 1953 auf der Karl-Marx-Allee, die damals Stalinallee hieß. Dort, an einer heute markierten Stelle, hatte das Volk der sowjetischen Zone gegen die Lebensmittelpreise protestiert, und Brecht war entsetzt über das Handeln der Mächtigen: Wenn das Volk das Vertrauen der Regierung verscherzt habe, „wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

Mit Brecht durch Neukölln und über den Kurfürstendamm

Trapp, trapp – gehen wir mit Brecht durch Neukölln und Kreuzberg. Hier und anderswo begegnen wir seinen Helden der Dreigroschenoper, den einfachen Leuten, die sich mit kleiner Kriminalität über Wasser halten, und den Gangsterbossen, ihren willfährigen Helfern und hilflosen Opfern. Aber auch in den feinen Vierteln der Stadt, am Brandenburger Tor, wo sich die Touristen tummeln, auf dem Kurfürstendamm, wo die Reichen shoppen, läuft Brecht mittendurch zwischen den Bettlern, organisiert von osteuropäischen Bettlerbanden, die so tun müssen, als wären sie arm und beladen. Dabei wären sie es vielleicht nicht, wenn ihre Bettler-Bosse sie nicht wie Mr. Peachum aus der Bettleroper als Arme verkleiden und unter Kontrolle halten würden. „Wovon lebt der Mensch?“, fragt Macheath, und alle Bettler antworten: „Der Mensch lebt nur von Missetat allein!“

Trapp, trapp, weiter geht’s. Vielleicht pfeifen wir jetzt die Ballade vom Haifisch und den Zähnen?  Wer mit Brecht durch Berlin läuft, sieht auch die vielen Mütter, mit und ohne Kopftuch, aus Hartz oder Aleppo, die alltäglich mit Courage ihre Familien durchbringen müssen. Sie betreiben keinen fliegenden Warenhandel mehr, aber sie müssen genau hinsehen, was sie kaufen können, um ihre Kinder satt zu bekommen, sie anzuziehen und zu bilden, damit sie nicht verloren gehen wie die Söhne der „Mutter Courage“.

Trapp, trapp! Jedes Wochenende werden hier tausende Kinder hin und hergefahren zwischen ihren getrennten Eltern. Wir haben Brechts Lektion des „Kaukasischen Kreidekreises“ gelernt. Wir wollen nicht mehr an an den Armen unserer Kinder zerren, um zu ihren Lasten Recht zu behalten.  Und doch kommt es wohl noch oft genug vor.

Da, der Karlsplatz! Hier treffen wir Bertolt Brecht wieder auf seinem Weg zum Theater, nur noch wenige Schritte sind es bis dorthin. Hier, auf der Rückseite des Denkmals für Virchow, lehnt eine Tafel. Darauf steht ein Gedicht. Es berichtet über das kleine Wunder dieser Pappeln, die den Winter 1946 überstanden haben, obwohl er kalt war und die Menschen Holz zum Heizen brauchten. „Doch die Pappel dort am Karlsplatz zeigt uns heute noch ihr grünes Blatt: Seid bedankt, Anwohner vom Karlsplatz, dass man sie noch immer hat.“ Die Zeilen sind von ihm.

Da sitzt der Dichter

Das Berliner Ensemble – Theater von Bertolt Brecht und Helene Weigel

Trapp, trapp – zum Theater! Im Kopfhörer rauscht Applaus. Der Dichter sitzt da schon, eisern und freundlich blickt er uns gerade in die Augen und die Kinder klettern ihm auf die Schulter. Da sitzt ein freundlicher Mensch voller Empathie für die „kleinen Leute“, angekommen in seiner Wahlheimat Berlin, nach einem langen Weg durch zwei Weltkriege, Flucht, Exil, enttäuschten Hoffnungen. Jetzt sitzt er hier auf Dauer. Rechts von ihm „sein“ Theater. Junge Menschen warten auf Einlass, aufgeregt, erwartungsfroh suchen sie noch immer und immer wieder neu die Inspiration des gesprochenen Wortes.

Trapp, trapp – weiter, weiter! Das kluge Wort stirbt nicht, es lebt immer weiter.

 

Den wunderbaren Spaziergang durch Berlin mit Bert Brecht kann man hier erleben (wobei es natürlich am Schönsten ist, vor Ort mitgehen zu können): https://www.berliner-ensemble.de/audiospaziergang-brecht-stirbt

Mehr über Bert Brecht bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Bertolt_Brecht

 

 

 

Wo wohnt das Glück? (3. Mai 2021)

Schloss Charlottenburg

Wo anfangen, wenn man über das Wohnen in Berlin nachdenken möchte? Willkürlicher Einstieg:  Schloss Charlottenburg. Die prächtige Residenz, Berlins größte Schlossanlage, hat Hunderte von Räumen, aber die meisten davon standen meistens leer. Der Riesenkomplex wurde über 200 Jahre an- und ausgebaut, um Seitenflügel, Theaterbauten, Orangerie und einen Park erweitert, es wurde dort gefeiert, repräsentiert, gelacht und geweint – aber gewohnt wurde eher selten. Jedenfalls nicht in dem Sinne, in dem wir heute wohnen: Fester Lebensmittelpunkt, Heim und Herd, Tür zu, und das Private beginnt. Schloss Charlottenburg diente vorrangig als Sommerresidenz der preußischen Könige von kurz nach 1700 und knapp bis 1900, immer wieder mal aufgesucht, oft in scharfer Konkurrenz unterlegen gegenüber den Potsdamer Schlössern. Also standen sie leer, die Festsäle, Dienstbotenkammern, Küchen, Gänge, Repräsentationsräume, Schlafzimmer, Theater. Seit 100 Jahren wird das Schloss als Museum genutzt.

Nur wenige Schritte vom Schloss zum Zelt

Was für ein sinnloser Luxus! Es sind nur wenige Schritte vom Schloss bis zur Brücke über die Spree, die Menschen ein Zuhause bietet, nur eine Ein-Raum-Wohnung im Zelt, aber immerhin. Ein trockener Platz, mühsam ergattert im Konkurrenzkampf unter den Mittel- und Wohnungslosen. Manchmal kommt der Bus der Obdachlosenhilfe vorbei mit einer warmen Suppe, und die wohlsituierten Tagesbesucher bei der Nachbarschaft, bei Schloss und Park Charlottenburg, stellen hin und wieder dem Zeltbewohner gnädig ihre Pfandflaschen vor den Reißverschluss.

Wo wohnt das Glück?

Es waren keine vierzig Jahre vergangen, seit aus dem schönen, aber so wenig nützlichen Schloss am Spreeufer der letzte adelige Teilzeit-Bewohner ausgezogen war, da errichteten in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts weitsichtige Bauherren und Architekten die Hufeisensiedlung in Britz. Sie hat kein eigenes Theater, aber auch so etwas wie einen Park. Genauso wie das berühmte Schloss trägt sie jetzt den neuzeitlichen Adelstitel „UNESCO-Weltkulturerbe“. Hier sollte von Anfang an ausschließlich gewohnt werden, und zwar in bester Lebensqualität zu, genossenschaftlich kontrolliert, erschwinglichen Preisen, ganz ohne staatlich verordneten Mietendeckel. In Form eines großen Hufeisens ordnen sich die Wohnungen in drei Stockwerken fast rund um einen Teich, eine Grünanlage, davor kleine Gärten – was für ein Traum von Park! Ummauerte Nischen-Balkone laden zum Blick auf dieses Ensemble ein, eine kleine Gaststätte und die wichtigsten Geschäfte gibt es auch. Zusammen mit den Nebenbauten, die Teil des denkmalgeschützten Ensembles sind, entstanden hier rund 2000 Wohnungen auf einer Fläche, die mehrfach in den Charlottenburger Schlosspark passen würde. Wer hier wohnen darf, hatte Glück, und hat es gleichzeitig gefunden, das Glück des Wohnens. Kein Wunder, wenn die Siedlung auch noch nach einem Glückssymbol benannt ist. Die Hufeisensiedlung, die Siemensstadt und andere, ähnliche Wohnquartiere in Berlin aus dieser Zeit zeugen vom Willen, der Metropole endlich den Wohnraum zu schaffen, nach dem sich viele sehnten in ihren verrotteten, krankmachenden Armenbauten. Wohnraum als Sozialprojekt, nicht als kommerzielle Veranstaltung.

Wieder vierzig Jahre später gab es in einem Teil dieser Stadt staatlich verordnet keinen Wohnkommerz mehr. Die DDR-Führung verfolgte mit ihren Plattenbauten die gleichen Ideale wie die Visionäre der Sozialsiedlungen aus den Zwanzigern. Aber hier wurde nicht Bauhaus-ambitioniert gebaut, sondern schnell und billig hochgezogen, städtebaulich phantasielos, vom Westen verspottet. Das war effizient, um nach einem Krieg und seinen Verwüstungen endlich menschenwürdigen Wohnraum zu schaffen für die vielen, die danach suchten. Sieben solche Hochhäuser stehen zum Beispiel auf der Fischerinsel, keine zehn Minuten Fußweg entfernt vom Ostberliner Stadtzentrum am Alexanderplatz, 1500 günstige Wohnungen. Heute wie damals eine Premium-Wohnlage, und heute wie damals kann man im inzwischen sanierten Plattenbau dort das private Glück des Wohnens finden. Andreas Ulrich hat in seinem Buch „Die Kinder der Fischerinsel“ die Biografien seiner Generation als Bewohner der Hochhäuser zusammengetragen. Die meisten seiner Geschichten berichten von glücklichen Kindheiten: Endlich Aufzug statt Treppensteigen, endlich Zentralheizung statt Kohlen schleppen, endlich Bad in der Wohnung statt Plumpsklo auf dem Flur. Im ganzen Buch geht es nicht ein einziges Mal um die Frage, wie teuer wohl die Miete war.

Gewinnt der Kommerz gegen das Soziale?

Wenn der Flaneur heute den Weg entlang der ehemaligen Mauer geht, kann er oft an der Bebauung erkennen, wo West und Ost war: Im früheren Westen rückten die Mehrfamilienhäuser der 60er Jahre bis fast an die doppelte Kopfsteinpflasterreihe heran, die jetzt Symbol für den Verlauf der Grenze ist. Auf der Ost-Seite konnte der Platz des Todesstreifens nach seiner Beseitigung lukrativ genutzt werden. Jetzt stehen hier Neubauten, schick und teuer mit breiten Balkons und bodentiefen Fenstern. Wer hier wohnt, muss sich eher nicht kümmern um die Kampagne „Deutsche Wohnen enteignen!“, deren Motto überall gepinselt ist auf die Betonwände dieser Stadt und per Schablone gesprayt auf den Gehwegen. Engagierte Mieter sammeln Unterschriften für ein Volksbegehren, sogar am Feiertag im Charlottenburger Schlosspark.  Der DAX-Konzern „Deutsche Wohnen“ besitzt in Berlin mehr als 115.000 Wohnungen, auch die in der Hufeisensiedlung und der Siemensstadt. Das skeptische Mietervolk fürchtet nicht zu Unrecht, dass die Marktmacht des Konzerns nach und nach dem Kommerziellen die Oberhand über das Soziale verschaffen könnte. Dass Investoreninteressen aus einfachen, billigen Wohnungen luxussanierte Edelquartiere werden lassen, in denen sich Gutbetuchte ihr geschütztes Leben hinter sicheren Eisentoren gönnen. Dass infolgedessen alle Mieten steigen werden und am Ende immer mehr Menschen unter der Brücke im Zelt schlafen.

Ob es ein „Ende“ geben kann? Unersättlich scheint er zu sein, der Wohnungshunger in den Metropolen, wo immer neue Generationen, neu zugezogene Migranten, noch mehr Studierende, noch mehr Alleinlebende, noch mehr Businessleute und Regierungsbürokraten, nach dem immer gleichen kleinen Glück suchen in den privaten vier Wänden.

Im Schloss wohnt immer noch keiner

So wird also überall gewohnt in Berlin: Im edel gentrifizierten Loft, im sanierten Plattenbau, in der heiß umkämpften Denkmalschutz-Wohnung im Hufeisen, in der Hasenstall-artig übereinandergestapelten Neubauwohnung, im unsanierten Altbau, in dem der Putz von der Wand bröckelt, unter der Brücke im Zelt und ohne Zelt auf dem wärmenden Lüftungsschacht. Nur in den großen Schlössern dieser Stadt, da wohnt immer noch keiner; sogar der Bundespräsident wohnt nicht mehr im Schloss Bellevue (was zumindest einer seiner Vorgänger machte, wenn er in Berlin weilte), sondern verfügt über eine Dienstvilla in Dahlem. Wenigstens sieht die ein bisschen wie ein kleines Schloss aus.

 

Mehr Informationen über Schloss Charlottenburg bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten: https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-charlottenburg-altes-schloss/

über die Hufeisensiedlung bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hufeisensiedlung

über das Buch „Die Kinder von der Fischerinsel“ https://www.bebraverlag.de/verzeichnis/titel/971-die-kinder-von-der-fischerinsel.html

über das Volksbegehren „Deutsche Wohnen enteignen“: https://www.dwenteignen.de/

und über die Dienstvilla des Bundespräsidenten beim Bundespräsidialamt: https://www.bundespraesident.de/DE/Die-Amtssitze/Schloss-Bellevue/Dienstvilla-Berlin-Dahlem/dienstvilla-node.html;jsessionid=85169B7976A5D56283B391DA7C54A16C.2_cid353